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„Cultures of Remembering“ w Krzyżowej – gościnna relacja Juliki Trümper (po niemiecku)

Vom 8. bis zum 14.3.2013 hatte ich die Möglichkeit, an dem Projekt „Cultures of Remembering“ in Kreisau/Krzyżowa teilzunehmen, einem interkulturellen Seminar zur polnisch-jüdischen Geschichte in Niederschlesien mit Teilnehmern aus Deutschland, Israel, Polen und der Ukraine.

Am 8. März 2013 kam ich nach siebenstündiger Zugfahrt und anschließendem Bustransport von Wrocław in Krzyżowa an – im Vergleich zu manchen anderen eine geradezu kurze Anreise, so hatte z.B. ein Teilnehmer aus Dnipropetrovsk in der Ukraine eine zweitägige Reise hinter sich. Schnell ergaben sich erste Gespräche zum Thema und zu den Erwartungen der Teilnehmer, am nächsten Morgen begann dann das gemeinsame Programm. Dieses bestand im Verlauf der Woche aus einer Mischung von Vorträgen, Workshops und Exkursionen in die Umgebung. Ganz am Anfang stand eine Führung über das Kreisauer Anwesen, das eine starke symbolische Bedeutung für die Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen hat. Es folgte ein Vortrag, der einen Überblick über die jüdische Geschichte in Polen im Kontext europäischer Geschichte gab, anschließend wurden in einem Workshop zum Thema Antisemitismus von den Teilnehmern präsentierte Beispiele antisemitischer Vorfälle in ihren Heimatländern diskutiert. Am Abend stellten die Ländergruppen einander ihre Herkunftsländer vor – mit Powerpoint-Präsentationen, Tänzen, Videos und Geographiespielen sowie ausgewählten Delikatessen wie z.B. ukrainischen Süßigkeiten, polnischer Wurst und israelischem Bamba.

Während der nächsten vier Tage begann jeder Morgen nach dem Frühstück mit einer Einführung in die jiddische Sprache und Kultur (sowohl in der Vergangenheit als auch in ihrem heutigen Weiterleben), danach fanden verschiedene Exkursionen statt. Am Sonntag ging es nach einem Vortrag über die jüdische Geschichte Niederschlesiens mit dem Zug (von dessen Existenz im 200-Seelen-Dorf Kreisau alle Teilnehmer überrascht waren) ins 12 km entfernte Dzierżoniów. Dort besichtigten wir die Ausstellung in der neu renovierten Synagoge sowie das Dorfzentrum und den alten jüdischen Friedhof.

Am nächsten Tag folgte auf den Jiddisch-Kurs wieder eine kurze Einführung zur Thematik des Tages: Das System von Konzentrationslagern in Niederschlesien. Exkursionsziel war das Konzentrationslager Gross-Rosen, eines der brutalsten Beispiele für die vom nationalsozialistischen Regime begangenen Verbrechen. Trotz der Kälte während der Besichtigung wurde aufmerksam und ernsthaft zugehört, am Gedenkort für die im Lager Getöteten betete die israelische Gruppe das Kaddisch.
Am Abend erzählte einer der israelischen Teilnehmer die berührende und stellenweise geradezu unglaubliche Geschichte seines Großvaters, der ebendieses Konzentrationslager Gross-Rosen überlebt hat.

Der nächste Tag führte uns nach Wrocław. Hier besichtigten wir das Edith-Stein-Haus und bekamen anschließend eine Führung durch Wrocław mit Fokus auf die jüdischen Spuren in der Stadt, am Ende der Führung stand die Besichtigung der Synagoge. Auch ein Treffen mit der TSKŻ (Towarzystwo Społeczno-Kulturalne Żydów w Polsce/Gesellschaftskulturelle Gemeinschaft der Juden in Polen) fand statt. Während der anschließenden Freizeit konnte die Stadt erkundigt und auch die kulinarischen Seiten Wrocławs entdeckt werden. Insbesondere die israelische Gruppe freute sich auch darüber, dass es den ganzen Tag über schneite. Am Abend fand dann bereits die Abschlussfeier statt, da die Israelis einen Tag früher abreisen mussten.

Am Mittwoch setzten wir uns in einem Workshop mit der Multiperspektivität im Bereich der Geschichtserzählung in verschiedenen Ländern auseinander. Hier wurde noch einmal deutlich, wie die eigene Herkunft den Blick auf die Geschichte beeinflusst, und wie wichtig es ist, sich dieser Tatsache bewusst zu sein. Als abschließende Exkursion stand am Nachmittag ein Ausflug nach Świdnica an. Hier besichtigten wir die beeindruckende, bereits seit dem 17. Jahrhundert bestehende Friedenskirche sowie den abseits gelegenen jüdischen Friedhof und das Stadtzentrum. Am Abend fand dann die Abschlussevaluation statt, bevor es am nächsten Morgen nach einem letzten gemeinsamen Frühstück bereits zurück in Richtung Heimat ging.

Insgesamt fand ich das Seminar äußerst interessant, lehrreich und spannend. Es hat (und das sicher nicht nur bei mir) das Interesse an polnischer, jüdischer sowie ukrainischer Geschichte geweckt bzw. verstärkt. Auch denke ich, dass im Laufe des Seminars zahlreiche interkulturelle Freundschaften entstanden sind und das Verständnis für die anderen Kulturen gewachsen ist. Die Gruppenatmosphäre war außergewöhnlich gut, ernsthaftes Lernen und Freizeitspaß mit anderen jungen Leuten wurden gelungen verknüpft und ich persönlich bin sehr froh und der SdpZ sowie der Kreisau-Initiative sehr dankbar, dass ich an diesem Projekt teilnehmen durfte. Ich werde mich sicher in Zukunft weiterhin mit dieser Thematik beschäftigen und mit den anderen Seminarteilnehmern in Verbindung bleiben.