„Arteterapia” w Krzyżowej - gościnna relacja praktykantki FWPN Vesty Ryl (po niemiecku)
Während meines 6-wöchigen Praktikums bei der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit erhielt ich die Möglichkeit ein Projekt meiner Wahl vor Ort zu besuchen. Als meine Entscheidung auf die Kunst- und Musikworkshops für behinderte Jugendliche aus Deutschland und Polen fiel, wusste ich noch nicht wie weit Kreisau (Krzyżowa) von Warschau entfernt ist und wie spannend meine Reise werden würde.
Am Montag, den 18. Februar machte ich mich auf , das polnische Leben außerhalb von Warschau zu sehen und die Jugendbegegnungsstätte in Kreisau kennenzulernen. Um 10 Uhr fuhr ich vom Warschauer Hauptbahnhof ab und kam 18 Uhr, um einige Reiseerfahrungen reicher, in Kreisau an.
Das kleine Dorf Kreisau liegt in Niederschlesien etwa 60 km von Breslau und hat ca. 200 Einwohner. Die Jugendbegegnungsstätte Kreisau befindet sich im Gebäude des ehemaligen Gutshofes der Familie von Moltke. Hier fanden die Treffen der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis während der Zeit des Nationalsozialismus statt. 1989 fand hier die deutsch-polnische Versöhnungs-Messe statt, an der Bundeskanzler Helmut Kohl und der polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki teilnahmen. 1998 wurde die Internationale Jugendbegegnungsstätte „Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung“ offiziell eröffnet.
Nachdem ich mein Zimmer im „Pferdestall“ bezogen habe, lernte ich zwei Gruppen von Jugendlichen kennen, im Alter von 14 bis 30, die geistige und/oder körperliche Einschränkungen haben. Zuerst waren die beiden Gruppen aus Deutschland und Polen eher distanziert. Doch bereits beim ersten Abendprogramm fanden zahlreiche Kennenlernspiele statt und die Teilnehmer kamen sich schnell näher. Sie haben miteinander non-verbal kommuniziert und alle hatten sichtlich Spaß beim Malen und einander Kennenlernen. Es war deutlich, dass die Teilnehmer großes Interesse an der neuen Umgebung und den neuen Personen hatten. In der kurzen Zeit als ich bei diesem Projekt anwesend war, sind viele neue Freundschaften entstanden, auf die man stolz zurückblicken kann.
Nachdem die Koffer ausgepackt wurden und die erste Nacht in der Begegnungsstätte vorbei war, wurde uns eine Führung in zwei Gruppen, durch den winterlichen Gutshof angeboten. Unsere Führung begann bei einer schön verschneiten Eichenallee, über zwei Flüsse und führte uns zum etwas abgelegenen Berghaus. Von 1928 bis 1945 wohnte hier die Familie von Moltke. Heute wird es als Ort für internationale Treffen und Diskussionen genutzt. Hier trafen sich mehrmals die Mitglieder des „Kreisauer Kreises“, alle Gegner der nationalsozialistischen Diktatur, die über das demokratische Deutschland, als ein freies und vereintes Europa nach dem Niedergang des „Dritten Reiches“ diskutierten. Im Gedenkraum beeindruckte uns besonders ein Tisch, der aus vier Teilen zusammenzusetzen war. Das Zusammenfügen der Teile hat den Teilnehmern verdeutlicht, wie die Mitglieder des Kreisauer Kreises trotz unterschiedlicher Einstellungen bereit waren für eine gemeinsame Sache einzustehen. Die Führung wurde so gehalten, dass die Teilnehmer, trotz ihrer körperlichen und geistigen Einschränkung, mitverfolgen konnten, worum es geht und haben sich nicht gescheut Fragen zum Thema zu stellen.
Nach einem anstrengenden Tag, erfüllt von Geschichte, Kunstworkshops und polnischen Pieroggen, die auf gemeinsamen Wunsch der Gruppen vom Küchenpersonal zubereitet wurden, freuten sich alle auf einen gemeinsamen Diskoabend. Dabei tanzten die Jugendlichen fröhlich und ausgelassen zu deutscher und polnischer Popmusik. Mich begeisterte am meisten ihr Talent und Leidenschaft zum Tanzen, denn viele konnten besser Walzer tanzen, als ich nach 2 Jahren Tanzunterricht in meiner Schulzeit.
Am Mittwoch neigte sich mein erlebnisreicher Aufenthalt seinem Ende zu. Aber die Gruppe konnte sich noch auf die bevorstehende Talentshow, Ausflug zum Pferdehof und viele andere Programmpunkte freuen.
Mein kurzer Aufenthalt mit behinderten Jugendlichen aus Deutschland und Polen hat mir gezeigt, dass es für Freundschaften und Spaß keine Sprachbarrieren gibt und dass ein Lächeln mehr als 1000 Worte sagen kann. Zum Abschied gab es ein aufmunterndes polnisches Kinderlied „Do widzenia, do widzenia, do miłego zobaczenia“.
Ich danke herzlich der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Stiftung in Kreisau für die Möglichkeit und Hilfe bei der Durchführung dieser Reise.